Draußen beobachtet

Tannen muss man noch suchen

Der Hallimasch und das Wild machen ihnen das Leben schwer
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 13.01.2018


MÖHNESEE – Die Nadelbäume, die im Arnsberger Wald das Landschaftsbild bestimmen, sind Fichten. Tannen muss man dagegen schon suchen, könnten aber in Zukunft häufiger angebaut werden, und zwar zwei hierzulande nicht heimische Arten: die in den Bergwäldern Süddeutschlands verbreitete Weißtanne und die aus dem Westen Nordamerikas stammende Küstentanne. Beide Arten sind einander ähnlich und bieten für den Waldbau der Zukunft im Vergleich zu den Fichten erhebliche Vorzüge. Sie gelten als ökologisch besonders wertvoll, weil sie den Boden „aufschließen“ und keine Rohhumusauflage bilden, mit tief greifenden Pfahlwurzeln bei Sturm standfester sind als die Fichten und sich gut in die heimischen Buchenwälder einfügen ließen.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Dass sich Tannen zu prächtigen Riesen entwickeln können, kann der Wanderer im Hevetal sehen, wenn er von der Arnsberger Straße aus auf dem südlichen Randweg in Richtung Sperrmauer geht. Etwa auf halbem Wege, wo rechterhand ein Holzgatter jungen Tannen Schutz gegen Wildverbiss bieten, lohnt es sich anzuhalten und den Blick nach links zu wenden. Dort stehen die „Mütter“ des Jungwuchses, zwei prächtige Küstentannen, die an die 40 Meter hoch und vielleicht die stärksten Nadelbäume weit und breit sind. Ihr Alter wird auf etwa hundert Jahre geschätzt.

Nur 50 Jahre alt sind die Weißtannen, die westlich der Forststraße nach Neuhaus gesetzt wurden. Sie begleiten die Straße bergauf in einem ansehnlichen Bestand. Weshalb nicht schon früher statt der Fichten dem Laubholz Weißtannen und hier und dort auch Küstentannen, die immerhin schon seit 1850 in Europa bekannt sind, beigemischt wurden, liegt wahrscheinlich daran, dass das Wild die seltenen Baumarten als Delikatesse bevorzugt. „Es war immer schon teurer einen besonderen Geschmack zu haben“ gilt für zweibeinige Feinschmecker und die Rehe und Hirsche gleichermaßen.
Aus der Ferne sind Weißtannen an ihrer abgeflachten Krone zu erkennen, die gern mit einem Storchennest verglichen wird. Hinsichtlich ihrer Winterhärte und ihrer Standortansprüche könnten beide Arten vielerorts im Arnsberger Wald – einzeln oder in kleinen Trupps – die Monotonie der Fichtenreinbestände mildern und auch Laubwälder bereichern.