Draußen beobachtet

Überraschend viele Pilze

Schon Kaiser Nero schmeckten die Champignons

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 23.10.2019


MÖHNESEE – Das Myzel des Champignons, der eigentliche Pilz, hat die Dürre offenbar gut überstanden. Obwohl in den letzen Wochen noch viel zu wenig Regen gefallen ist, hat dieser genügt, zahlreiche Fruchtkörper aus dem Boden zu locken. Verschiedene Speisepilze sind zurzeit in überraschend großer Zahl zu finden, darunter auch die Champignons. Diese gibt es in mehreren unterschiedlichen Arten, am häufigsten den Wiesen- oder Feldchampignon, den man früher vor allem auf Kuhweiden suchte, wobei man sich vor den Bullen in Acht nehmen musste.
Heute, wo die meisten Kühe in Ställen stehen, freut sich der Pilzfreund, Champignons auch auf anderen Grünflächen zu finden, sogar auf Zier- und Golfrasen. Sowohl von den Champignons wie auch von ihren gefährlichsten Gegenspielern, den Knollenblätterpilzen, gibt es jeweils mehrere verschiedene Arten: die einen allesamt essbar, die anderen hochgefährlich. Champignons und Knollenblätterpilze muss der Pilzsammler unbedingt unterscheiden können. Die Knollenblätterpilze haben zumeist eine knollig verdickte Stielbasis, nach der sie auch benannt sind, und weiße Lamellen. die Lamellen der Champignons sind zartrosa, rosa oder bräunlich, aber nie weiß. Junge Exemplare mit geschlossenem, halbkugeligen Hut lässt man am besten gleich stehen. Die Doppelgänger der Champignons sind mit Abstand die giftigsten Arten, die von allen Pilzen die meisten Todesopfer gefordert haben.
Aber zurück zur Delikatesse, die schon der römische Kaiser Nero zu schätzen wusste. Als Kulturpilze kamen die Champignons erst im 18. Jahrhundert nach Frankreich und noch später auch nach Deutschland. Um solche handelt es sich auch bei den im Handel befindlichen Champignons. Weil sie kein Tageslicht brauchen, werden sie oft in Kellern oder Bunkern gezogen, meistens auf Stroh mit Pferde- oder Hühnermist. Am Anfang stehen Pilzsporen, die sich auf sterilem Nährboden im Labor zum Pilzmyzel entwickeln. Dieses erst lässt die Pilze hervorsprießen, die manche Feinschmecker als die köstlichste Delikatesse preisen.