Draußen beobachtet

Unkraut oder Bodendecker?

Scharbockskraut fehlt in kaum einem Garten
Erschienen im Soester Anzeiger am 8.04.2017


MÖHNESEE – Die Pflanzenart, die gegenwärtig in fast allen Gärten auf der Haar und im Möhnetal anzutreffen ist und für Diskussionen sorgt, sucht man im Arnsberger Wald weithin vergeblich. Dabei ist es eine Waldpflanze, die als Frühblüher allgemein bekannt ist. Doch die kalk- und nährstoffarmen Böden mancher Teile des Sauerlandes meidet sie.

Soll man das Scharbockskraut, das bereits in voller Blüte steht, nun als Eindringling in gepflegte Gärten und als Unkraut betrachten? Dazu ist es eigentlich zu schön. Es überzieht den Boden mit seinen frischgrünen Blättern, die früher den Menschen sehr willkommen waren. Gern hat man sie als erstes Gemüse des jungen Frühlings gegessen, zumal ihr Vitamin-C-Gehalt der Skorbutgefahr der gemüsearmen Winterzeit ein Ende setzte. Und das war so wichtig, dass man die Pflanzenart danach benannte: Scharbockskraut = Skorbutkraut, genau genommen Antiskorbutkraut.

Heute ziehen die Wildkrautfreunde frische Brennesseln und Giersch als Frühlingsgemüse vor. Aber auch als dekorativer Bodendecker hat das den Gärtnern zu aufdringliche Hahnenfußgewächs seine Liebhaber. Sie schätzen das Scharbockskraut als Bodendecker, der sich oft großflächig ausbreitet, aber so niedrig bleibt, dass er andere Gartenstauden nicht bedrängt und schon gar nicht verdrängt. Und – was besonders vorteilhaft ist – er zieht sich schon Ende April/Anfang Mai wieder zurück. Die Blättchen verwelken und geben anderen Gartenpflanzen Raum.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Aufhalten lässt sich das Scharbockskraut nur schwer. Dafür sorgen schon die alljährlich neugebildeten ein- bis zwei Zentimeter langen Wurzelknollen und zusätzlich die weißen, getreidekorngroßen Bulbillen, die sich in den Blattachseln bilden. Sie meinte übrigens die alte Legende vom „Getreideregen“ oder vom „Himmelsbrot“, weil sie beim Verwelken der Pflänzchen wie herabgeregnet auf dem Boden liegen.

So bleibt dieser hierzulande besonders häufige und bekannte Frühlingsbote eine Art, die die Gartenfreunde in zwei Fraktionen teilt:
hier jene Gartenfreunde, die sie als Unkraut jäten, dort die Bewunderer eines biologisch und geschichtlich gleichermaßen bemerkenswerten einheimischen Frühblühers. St.