Draußen beobachtet

Vernachlässigte Vorgärten

In der Klimakrise zählt jeder Quadratmeter

Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 27.03.2019


MÖHNESEE – Sowohl Naturschützer als auch Gartenarchitekten kritisieren etliche Vorgärten, die rein als Parkflächen für Autos dienen und auch nur Kies oder Schotter aufweisen. In unserer Zeit komme es auf jeden Quadratmeter Grün an, und das nicht nur aus ästhetischen Gründen. Jeder müsse seinen Beitrag leisten, um auch auf kleinsten Flächen dem Leben eine Chance zu bieten und das Mikroklima im Siedlungsbereich nicht unnötig zu belasten.
Schotterflächen heizen sich nicht nur bei Extremtemperaturen wie in Hitzeperioden des letzten Sommers sondern auch bei normalen sonnigen Wetterlagen auf, während Pflanzenwuchs für Abkühlung sorgt. Der Eigentümer des Grundstücks hat es in der Hand, ob es neben den überhitzten Gebäuden und asphaltierten Straßen weitere Hitze- oder kleine Kühlungsinseln gibt. Dabei ist es egal, welche Begrünung er vornimmt. Er kann Rasen einsäen, besser aber doch die Artenvielfalt der Kräuter und Stauden nutzen. Am besten jedoch – wo es die Grundstücksgröße hergibt – wäre die Anpflanzung eines Hausbäumchens. Die Auswahl an schwachwüchsigen Gehölzen ist groß, und in den Baumschulen wird man fachkundig beraten.
Ob er sich für eine Gestaltung mit Gartenpflanzen oder mit Arten aus der heimischen Wildflora entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Alles Grün ist besser als Schotter und bietet einigen Tieren Nahrung und Unterschlupf.
Naturschützer werben für das Aussäen heimischer Pflanzenarten und bieten dazu passende Saatmischungen an, die der Heimatverein auch zur Begrünung der Blumeninseln in den Ortsteilen der Gemeinde Möhnesee verwenden will.
Dass die vernachlässigten Vorgärten, die leblos und grau sind, keinen ästhetisch ansprechenden Eindruck hinterlassen, ist gewiss nur ein zweitrangiges Argument. Begrünte Flächen zwischen Straße und Haus aber wirken beruhigend, nicht nur auf die Bewohner des Hauses, sondern auch auf Nachbarn und Passanten.
Das Argument, mit der umweltfreundlichen Umgestaltung des Vorgartens halse man sich zu viel Arbeit auf, ist nicht stichhaltig, weil zwischen Kies und Splitt und selbst auf unterlegten Folien Staub angeweht wird und einzelne schwer entfernbare, unansehnliche Unkrauthorste entstehen. Der leichteste und am wenigsten aufwändige Weg ist es, den natürlichen Boden wieder ans Tageslicht zu holen und mit einer Saatmischung eigener Wahl aus mehrjährigen Pflanzen zu begrünen.