Draußen beobachtet

Viele Wasservögel dicht gedrängt

Auch nach fünf eisigen Nächten bietet der See noch Asyl
Erschienen im Soester Anzeiger am 21.01.2017


MÖHNESEE – So hat man den Möhnesee wohl noch nie gesehen. Mitten im Winter ist er bei einem Wasserstand von nahezu acht Metern unter Vollstau extrem stark geschrumpft. Obendrein ist er nach etlichen Jahren erstmalig wieder zu über 90 Prozent mit Eis bedeckt und zu einem großen Teil von einer Schneedecke überzogen.
Eigentlich möchte man annehmen, die gefiederten Wintergäste hätten die Flucht ergriffen und die  Fließgewässer wie Lippe und Ahse, die weniger schnell zufrieren, aufgesucht. Doch das ist nicht der Fall! Den Natur- und Vogelfreunden kann für das Wochenende getrost ein Besuch am Möhnesee empfohlen werden, wenn sie die richtigen Zielpunkte wählen. Dort treffen sie die traditionellen Überwinterer aus der Wasservogelwelt sogar in großer Zahl an. Von flacheren Gewässern, die komplett vereist sind, verdrängt, konzentrieren sie sich an einigen eisfreien Stellen – Blänken genannt – zu Hunderten.

Auf dem Ausgleichsbecken unterhalb der  Sperrmauer war im mittleren Teil am Freitag solch eine Blänke. Hier waren außer Reiherenten und den anderswo vergleichsweise seltenen Schellenten über 50 Höckerschwäne besonders gut zu beobachten. Offenes Wasser hatte sich trotz der Frostnächte auf dem Hauptsee und vor dem Hevearm gehalten. Die Wasserfläche reichte immer noch etlichen Kormoranen zum Fischfang. An ungewohnter Stelle am nördlichen Ufer des Körbecker Seeabschnitts waren große Ententrupps und viele Möwen zusammengedrängt, darunter auffallend viele Silbermöwen, die von der Meeresküste her bekannt sind. Zumindest am Freitag gab es noch eine von mehreren hundert  Wasservögeln bevölkerte Blänke westlich vom Stockumer Damm auf der Nordseite des Sees.

Quelle: pixabay.com

Warum es die vier oder fünf eisfreien Bereiche gerade hier oder dort gibt, ist schwer zu sagen. Die Vorstaubecken frieren immer zuerst zu, besonders windexponierte Bereiche zuletzt. Manche Blänken werden durch dort versammelte  Vogelscharen länger eisfrei gehalten. Durch das Umherschwimmen bleibt das Wasser in Bewegung. Manchmal jedoch kann es vorkommen, dass Enten und Bleßhühner auch einfrieren.
Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein aber ist es allein schon die Landschaft am winterlichen Möhnesee mit der Weite der trocken gefallenen Ufer, die den Naturfreund – und vor allem auch den Fotografen – begeistert. St.