Draußen beobachtet

Was den Efeu so wertvoll macht

Eine in Stadt und Land weit verbreitete Pflanzenart
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 15.12.2018


MÖHNESEE – Eine besonders wertvolle Pflanzenart ist der Efeu. Wo er Bäume umhüllt oder am Gemäuer hochklimmt, vergrößert er die Grünfläche jeweils um ein Vielfaches der Fläche, die er am Boden für sich beansprucht. Es gibt etliche Gründe, weshalb Naturfreunde ihn besonders wertschätzen.
– Efeu bietet vielen Insekten und Spinnen Unterschlupf und Lebensraum, auch in Städten und Dörfern.
– Er ist wertvolle Nahrung für verschiedene Tierarten, weil er noch spät im Herbst blüht und reichlich Nektar spendet.
– Erst im Frühling des nächsten Jahres reifen die Beeren, die den Drosseln besonders gut schmecken.
– Die Hauswand, die er begrünt, genießt durch ihn Wind- und Regenschutz.
– Er verbessert die Energiebilanz der dahinterliegenden Räume.
– Efeu ist ein hervorragender immergrüner Bodendecker, in dem das Welklaub versinkt und an den Ort gebunden wird.
– Schließlich ist er ein interessantes Versuchsobjekt zur Veranschaulichung des Phänomens der „Dauer-Modifikation“. Er hat im unteren Bereich die typischen Efeublätter, die drei- bis fünfzipfelig sind und an der Unterlage haften und klettern. Im oberen Bereich sind die Blätter oval an abstehenden Trieben, die später auch die Blüten und Beeren tragen.
Letztere benutzt man für einen Versuch, zu dem man einige 10 bis 20 cm lange Triebe als Stecklinge schneidet und in Töpfchen pflanzt. Hier wachsen ausschließlich Triebe mit ovalen Blättern. Erst die Samen der aufrechten Pflanzen bringen wieder Pflänzchen mit Efeu- und Lichtblättern hervor.
Der Efeu ist der einzige Vertreter der Familie der Araliengewächse in Europa. An Bäumen und Gebäuden kann er bis über 20 Meter Höhe erklimmen, oft bis zu einem halben Meter im Jahr. Eigentümer efeubewachsener Häuser beteuern, Schäden am Putz träten nur auf, wenn Risse schon vorher da seien.