Draußen beobachtet

Weißlinge gaukeln im Hochzeitstanz

Nur sie sind noch häufiger zu sehen
Erschienen im Soester Anzeiger am 15.07.2017


MÖHNESEE – Von der Vielfalt bunter Schmetterlinge, die früher über den Gartenblumen flatterten, ist nicht viel übrig geblieben. Nur die Weißlinge sind ziemlich regelmäßig und fast überall in den Gärten noch zu sehen, obwohl Kohlpflanzen, die Hauptnahrung der Raupen, kaum noch gesetzt werden. Die Weißlinge weichen offenbar auf andere Kreuzblütler aus. Die älteren Leser werden sich noch daran erinnern, wie sie in ihrer Jugend die grünlich-gelben und steif beharrten Raupen von den Blättern der Kohlarten im Garten absammelten. Wo das nicht geschah, blieben von den Blättern nur die „Rippen“ stehen. Der Schaden war enorm. Nur die Hühner profitierten vom Sammeleifer der Jugend. Die Eier allerdings schmeckten danach. Den ganzen Sommer über beleben die Weißlinge die Gärten, in denen sie kaum noch als Schädlinge gelten. Mit einer Flügelspannweite von sechs bis sieben Zentimetern ist der Kohlweißling die größte Art. Bis auf die schwarzen Spitzen der Vorderflügel sind die Flügel weiß. Männchen und Weibchen sind leicht zu unterscheiden, weil nur die Weibchen des Großen Kohlweißlings je einen runden schwarzen Punkt auf den Vorderflügeln tragen. Zwei weitere Weißlingsarten sind deutlich kleiner. Ihre Flügelspannweite beträgt nur vier bis fünf Zentimeter.

Quelle: Angelika von Tolkacz

Die Vorderflügel der Weibchen tragen zwei, die der Männchen zumindest einen dunklen Fleck. Nach dem Hochzeitstanz legen die Weibchen mehrere hundert Eier gleich auf die Blätter der Wirtspflanzen. Aus ihnen schlüpfen die gefräßigen Raupen, die allerdings zeitweilig nur geringe Überlebenschancen haben, wenn sie Opfer einer Schlupfwespe werden. Diese implantieren der Weißlingsraupe jeweils ein Ei, aus dem eine Raupe als Parasit hervorgeht und die Weißlingsraupe gewissermaßen von innen auffrisst. Der Parasit verpuppt sich als gelber Kokon außen am Körper des sterbenden Wirts. Obwohl man es besser gelernt hatte, sprachen die Kinder von den „Raupeneiern“. Im Laufe eines Sommer entwickeln sich in der Regel zwei bis drei Generationen. Die letzte verpuppt sich im Herbst und übersteht an geschütztem Ort den Winter, vorausgesetzt, das Ordnungsstreben des Gartenfreundes hält sich in Grenzen.