Draußen beobachtet

Wildgemüse in Hülle und Fülle

Blätter von Brennessel und Giersch sind die Spitzenreiter
Erschienen im Soester Anzeiger am 16.04.2016


MÖHNESEE – Immer häufiger sind bei den naturkundlichen Spaziergängen des Heimatvereins Teilnehmerinnen dabei, die von der Verwendnung von Wildkräutern in der Küche schwärmen. Bärlauch und Brunnenkresse, Marienröschen und Löwenzahn, Sauerampfer und Wiesenkerbel die Liste wäre leicht um das Doppelte und Dreifache zu verlängern. Doch die bekanntesten Wildgemüse sind anscheinend Brennessel und Giersch und als „Spinat“ besonders schmackhaft beide gemischt.
Augenblicklich haben die Freunde wilder Kräuter Saison. Das frische Grün der Frühlingszeit findet in mancher Küche Verwendung. Kräuter dazu gibt es in Hülle und Fülle. Gerade die beiden Brennessel-Arten und der Giersch wachsen überall in der Gemeinde. Die Brennessel kennt jedes Kind, und mit dem Giersch haben fast alle Gartenfreunde schon ihre Erfahrungen gesammelt. Er ist eigentlich ein hübscher Doldenblütler mit weißen Blüten und dreizähligen Blättern, die nicht so fein geteilt und gefiedert sind wie die Blätter der meisten Verwandten.
Durch unterirdische Ausläufer breitet sich der Giersch überall in den Gärten rasch aus und ist nur schwer in Schach zu halten. Man könne kaum „dagegen an essen“, meinte ein Gartenfreund. Noch weiter verbreitet ist die Große Brennessel. Doch für die „Ernte“ geeignete Standorte zu finden, ist dennoch nicht leicht. Am Ackerrain fürchtet man den Eintrag von Bioziden aus der Landwirtschaft, am Straßenrand von Giften und Reifenabrieb aus dem Straßenverkehr. Hat man endlich irgendwo am Waldrand einen unbelasteten Brennessel-Standort gefunden, empfiehlt es sich, ihn sorgfältig abzuernten. Die Stauden schlagen wieder aus und die frischen Blätter und Stängel sind die Besten.
Die Älteren unter den Wildgemüsefreunden fragen sich immer wieder, warum man in den Notzeiten des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit nicht stärker von dem „markenfreien“ Angebot der Natur Gebrauch gemacht hat. Erst in neuerer Zeit gelangen immer mehr und immer häufiger Wildpflanzen in die Küchen und übernehmen gleich mehrere Funktionen: als Gemüse – als Gewürze – und als Heilkräuter. St.