Draußen beobachtet

Windschweine machen von sich reden

Seit der Jungsteinzeit ein Begleiter des Menschen
Von Professor Dr. Wilfried Stichmann. Erschienen im Soester Anzeiger am 3.02.2018


MÖHNESEE – Im Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest ist von Haus- und Wildschweinen öfter die Rede als sonst je zuvor. Dabei sind Schweine schon seit der Jungsteinzeit mehrmals und an verschiedenen Orten domestiziert worden. Mehrere unterschiedliche Unterarten gehörten zu ihren europäischen und asiatischen Stammeltern, die sich offenbar leichter dem Menschen anschlossen als manch andere Wildtierart. Man denke nur an die Schweinerotten, die nachts bis in die Berliner Innenstadt kommen und sich im Arnsberger Wald von Jägern anlocken lassen, was dann „kirren“ genannt wird.

Am Südrand des Möhnesees war vor Jahren eine Bache von Person her bekannt, die mit ihren Frischlingen zu den Komposthaufen in die Hausgärten kam. Und doch gibt es Wanderfreunde, die noch nie in ihrem Leben ein Wildschwein in freier Wildbahn gesehen haben. Tagsüber bleibt das Schwarzwild mit Vorliebe in den dichtesten Dickungen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kommt es auf die Kartoffeläcker und umbricht die Ufer und die Wegränder. Als Allesfresser jagen die Schweine nach Mäusen und Maulwürfen, Schnecken und Würmern ebenso wie nach Gräsern, Wurzeln und Früchten. Fast überall in der Kulturlandschaft profitieren die Wildschweine mit vom Wirken der Bauern und nutzen den Schutz der Maisfelder und der Weihnachtsbaumkulturen, zumal wenn drei bis zwölf längsgestreifte Frischlinge der Bache folgen.

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Tierische Feinde haben die erwachsenen, fünf bis 20 Kilogramm schweren Wildschweine hier nicht, höchstens in Gestalt der Trichinen und der Menschen. Früher galt die Sauhatz als gefährlich und deshalb besonders attraktiv. Die von den Hunden gestellten Tiere wurden mit der Saufeder „abgefangen“. Begründete Sorgen, dass Wildschweine den Menschen angreifen, brauchen Wanderer nicht zu haben, es sei denn, sie würden eine Bache mit den Frischlingen in die Enge treiben.
Aus der Börde wird berichtet, dort sei ein wilder Keiler einem Hausschwein bis in den Stall gefolgt und habe es dort erfolgreich begattet. Doch ober der Leser das glaubt oder als „Jägerlatein“ betrachtet, muss jeder selbst entscheiden.